Wein kaufen
Weinfreunde, die genau wissen, welchen Wein sie haben wollen, suchen heutzutage nicht mehr lange, mag der Tropfen noch so exotisch sein: Eine leistungsfähige Internet-Suchmaschine (z.B. Google) listet in Sekunden jede Menge Fundstellen.
Neben Literatur und dem Produzenten werden auch Händler genannt, die das gesuchte Produkt im Sortiment haben. Mit ein paar weiteren Klicks sind die Preise verglichen und die Bestellung kann laufen. Unzählige Links zum Thema Wein finden sich, übersichtlich geordnet, auf der Internet-Adresse www.weinimwww.de.
Auch wer die Kataloge und Preislisten der rund 100 wichtigsten Weinhändler und -versender in der Bundesrepublik zur Hand hat, kann einigermassen gezielt suchen. Allerdings ist der Aufwand, die Preislisten an Land zu ziehen, nicht zu unterschätzen; auch nicht die Mühe die es kostet, diese à jour zu halten, denn automatisch kommt der nächstaktuelle Katalog meist nur nach einer Bestellung.
Wer, koste es was es wolle, eine ganz bestimmte Flasche haben muss, wendet sich an eines der drei Auktionshäuser, die in Deutschland und in der Schweiz etwa viermal im Jahr nennenswerte Weinauktionen abhalten: Koppe, Steinfels, Wermuth. Kalkulieren Sie aber unbedingt Aufgelder und Transportkosten in Ihr Preislimit ein und lassen Sie die Finger von jungen Weinen, die in grösseren Partien angeboten werden: Sie könnten sonst mehr kosten als beim teuersten Anbieter im Markt.
Wer sich noch nicht bis auf die Erfahrungen jener Weinliebhaber durchprobiert hat, deren Vorlieben und Trinkgewohnheiten sich an Namen von Châteaux und Produzenten festmachen lassen, ist beim Kaufen auf Hilfe angewiesen. Gehen Sie in die beste Weinhandlung am Ort, versuchen Sie, den Wein, der Ihnen schmeckt, mit Worten zu beschreiben. Probieren, bringen Sie Ihre Sinne ins Spiel, bevor Sie einer papiernen Empfehlung folgen. Riechen, schmecken Sie den Wein im Restaurant oder beim Händler, nehmen Sie eine Probeflasche mit nach Hause und trinken Sie diese zum Essen, bevor Sie davon eine ganze Kiste kaufen. Sie werden bald wissen, wie die Weissen und Roten heissen, die sich auch mit Ihrem Budget vertragen; oder aus welchen Trauben sie gemacht sind oder zumindest, wo sie herkommen.
Auf der Erfahrung, dass Ihnen zum Beispiel ein säurebetonter, knackig-trockener Frankenwein oder ein kräftiger, tiefdunkler Roter aus dem Languedoc gut gefallen haben, sollten Sie aufbauen und weitere Weine aus diesen Gegenden probieren: Von andern Produzenten, ältere, jüngere, teurere.
Wenn Ihnen die Traubensorte oder ein Weintyp als Mischsatz gefällt, könnte Ihnen die gleiche Traube oder der gleiche Stil aus einer andern Gegend oder einem andern Land auch gefallen. Es ist lehrreich und faszinierend, nebeneinander vier Rieslinge, Merlots etc. aus unterschiedlichen Gebieten oder Ländern zu probieren, wenn die Gewichtsklasse einigermassen stimmt und vergleichbar ist: Jahrgang und Preis. Wird ein Wein im grossen oder kleinen Holzfass veredelt, schlägt sich das Preis nieder. Ein Barrique fasst 225 Liter und kostet in erstklassiger Eiche an die 1000 Euro. Da es nur einmal benutzt wird, muss der Weinmacher diese zusätzlichen Kosten auf jede der rund 300 Flaschen umlegen. Das sind schonmal mindestens 3 Euro ohne dass daran verdient worden ist.
Sie möchten jetzt wissen, wie es sein kann, dass Weine auch ohne diesen Aufpreis intensiv nach Barrique (Vanille, Röstaromen) schmecken? Das Geheimnis liegt hier nicht im Eichenholz um den Wein herum, sondern an den Spänen, Schnipseln und/oder Brettern, die im Wein für einige Zeit gebadet wurden. Nicht auszuschliessen, dass ergänzend auch noch Geschmacksstoffe aus dem Duftlabor beteiligt waren. Aber das wird nicht auf dem Etikett vermerkt, ist kaum nachweisbar und je nach Land durch das Weingesetz gedeckt oder zumindest nicht verboten.
Der Händler Ihres Vertrauens arbeitet mit Produzenten und Lieferanten seines Vertrauens zusammen. So entstehen jahrelange und verlässliche Partnerschaften, die sich bei einem so diffizilen und persönlichen Produkt wie Wein im eigentlichen Sinne auszahlen.
Das ist eine klare Absage an das Schnäppchenangebot im Neonlicht oder an das Industrieprodukt mit dem süffig klingenden Phantasienamen auf trendigem Etikett vom örtlichen Grosshändler. Wo Ihr Händler sitzt, spielt heutzutage keine Rolle mehr, geliefert wird bequem per Haus ohne nennenswerte Transportkosten. Der Eigenimport ist zwar (bis auf Weine aus der immer noch EU-resistenten Schweiz) technisch kein Problem mehr. In aller Regel wird die Ersparnis jedoch durch die im Winzerkeller durch die momentane Euphorie etwas verdrängte Objektivität klar aufgewogen.
An Subskriptionsangebote (d.h. Weine zu kaufen, bevor diese auf der Flasche sind und zwei oder drei Jahre vor der Lieferung zu bezahlen) sollte sich nur wagen, wer neben dem Wein auch seine Händler gut kennt und wie an der Börse einen Flop schlimmstenfalls verkraften kann.
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