Stehend oder liegend?
Seit die Korkindustrie behauptet, belegen zu können, dass die feuchte Luft im Hals einer Flasche ausreichen würde, um den Korken knackig zu halten und seit kurzem die stehende Lagerung von Weinflaschen empfiehlt, sind die Weinfreunde verunsichert. Zwar ist die stehende Lagerung schon immer üblich bei süssen, gespriteten Weinen wie Port, Madeira oder Sherries, weil die Griffkorken nie ganz dicht sind und der Zucker den Korken angreift. Auch verkorkte Schaumweine stehen lieber, weil die Korken unter dem hohen Druck ohne Weinkontakt ihre Form besser behalten. Weinen mit alternativen Verschlüssen ist es ohnehin egal.
Aber nun auch der normale Wein? In den klassischen Bordeaux-Holzkisten liegen die Flaschen. Auch in den Kellern der Weinproduzenten trifft man fast nur auf liegende Flaschen. Eine grosse Weinhandelskette hat ihre Lieferanten gerade angewiesen, die Kartons so zu gestalten, dass die Flaschen bei lesbarer Lagerung auf dem Kopf im Karton stehen. Auch lassen sich auf gleichem Raum deutlich mehr Flaschen liegend als stehend lagern und die Übersicht ist nicht nur auf die vorderste Reihe beschränkt. Und die Feuchtigkeit in einem Weinkeller soll bei 75-80 % liegen, damit die Korken (zumindest) von aussen nicht austrocknen. Trommelt da die Korkindustrie um auf sich aufmerksam zu machen oder von anderem abzulenken? Es spricht überhaupt nichts dagegen, Weinflaschen weiterhin liegend zu lagern. Deshalb: Flasche auf den Kopf stellen und sachte in die Horizontale kippen, bis die Luftblase in der Schulter ist – garantiert eine ständige Befeuchtung des Korkens von innen.
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