Gespritete Weine
Sherry, Marsala, Madeira, Malaga und Portwein haben Gemeinsamkeiten: Alle sind Weine, denen reiner Alkohol zugesetzt wurde, alle haben als Namensgeber eine Küstenstadt oder Insel in südlichen Gefilden, bei allen hatten die Engländer die Hand im Spiel und alle haben schon einmal bessere Zeiten in der Gunst der Weintrinker erlebt. Grandiose Zeiten.
Sherry
Die Bodegas (Kellereien) der Sherryfirmen liegen in Südspanien, im Dreieck der Städte Jerez, Puerto Santa Maria und Sanlúcar de Barameda. Aus der Traubensorte Palomino Fino werden trockene Weissweine erzeugt, die mit Alkohol aufgespritet werden. Im klassischen Verfahren liegen mehrere Fassreihen (Criaderas) übereinander auf der Fassreihe am Boden, der Solera. Aus dieser wird jeweils maximal ein Drittel entnommen und stets in der obersten Reihe mit der gleichen Menge jungem Wein nachgefüllt, der dadurch kontinuierlich mit altem Wein verschnitten wird. Die Hefeschicht (Flor) auf dem Wein schützt erst vor Oxydation und gibt dem Sherry seine typischen Aromen. Weil sie über die Jahre abstirbt, verändern sich Farbe und Geschmack und ergeben einen andern Sherry-Typ. Süsser Sherry entsteht durch nachträgliche Zugabe von Most aus Pedro Ximénez-Trauben oder durch deren gestoppte Gärung.
Madeira
Die Produzenten mit den überwiegend englischen Namen finden sich in der Hafenstadt Funchal. Die Vulkaninsel Madeira gehört zu Portugal, sie liegt 750 km vor der Nordafrikanischen Küste im Atlantik. Die Namen der unterschiedlich süßen Madeira-Typen beruhen auf den vier Traubensorten, die an Nord- und Südhängen der Insel angepflanzt und zu abweichenden Zeitpunkten geerntet werden sowie – nach Reblaus- und Mehltau-Katastrophen – auch aus der Sorte Negra Mole. Nachdem der Gärprozess mit Weingeist gestoppt wurde, werden die Weine beschleunigt gealtert: Früher rund im die Welt im Kielwasser von Segelschiffen, heute künstlich in Tanks mit Wärmeschlangen oder bei den guten Qualitäten auf natürliche Weise unter dem heissen Dach. Damit der Sprit nicht verdunstet, wird er bei Massenweinen erst nach der Alterung zusammen mit konzentriertem Traubenmost und Karamell-Färbstoff zugegeben.
Portwein
Der Douro entspringt in Spanien und fliesst im Norden Portugals bei Oporto (Porto) in den Atlantik. Das vor 250 Jahren exakt definierte Gebiet für die Portweinerzeugung liegt 100 km entfernt im oberen Dourotal an der Grenze zu Spanien. Von den 51 Roten und den 37 weißen Traubensorten werden runddie Hälfte für Portwein verwendet. Knapp 5% der jährlichen Ernte erfüllt die hohen Qualitätsvorgaben und darf zu Port werden, der Rest zu Tafelwein und Alkohol. Die Gärung wird durch Zugabe von Weingeist gestoppt – das Wein-Alkoholgemisch mit 20 % Alkohol und hohem Restzuckergehalt kommt für zwei Jahre ins grosse Fass. Wenn es dort verbleibt und mit anderen, auch älteren Weinen verschnitten wird, ensteht daraus einer der Woodports oder – in Ausnahmejahrgängen – ein kostbarer Bottle- oder Vintageport, der in der Flasche noch viele Jahre reifen kann und soll.