Vita

Christian Wenger (Jahrgang 47) lebt in der Alta Langa im Piemont, wo er eigenen Wein anbaut und in Hamburg. Er schrieb viele Jahre über Wein für die Financial Times, Stern, Feinschmecker, Alles über Wein u.a. Parallel betrieb er das W+P Büro für Kommunikation, Hamburg, spezialisiert auf ganzheitliche Corporate Identity, Strategien, Konzepte, Projekte für Unternehmen, Medien und Märkte. U. a. für Schweizer Rück, Deutsche Börse, Fraunhofer Gesellschaft. Davor Studium der Germanistik und Soziologie, Redakteur bei DIE ZEIT und ZEITMagazin, Vorstandsassistent und Objektmanager bei Gruner+Jahr, Verlagsleiter und Geschäftsführer bei WIRTSCHAFTSWOCHE, Düssseldorf, MANAGER MAGAZIN und DER SPIEGEL, Hamburg.

Christian Wenger, Studies of Literature and Sociology, is Wine Writer for „Stern”, „Financial Times”, „Süddeutsche Zeitung”,”Der Feinschmecker” and „winedine.de” Member of FIJEV International Federation of Wine and Spirits Writers, Slow Food. Christian lives in Piemonte and Hamburg and loves Nebbiolo and all good sparklings.

WINEDINE

Christian Wenger über Weine, Weinproduzenten, Restaurants & Hotels und Kulinarisches

Präzise Expansion

22. September 2019, 20:41 Uhr

Auch wenn die Poderi Luigi Einaudi der grösste Produzent in Privatbesitz sind, die „Dogliani”, den Dolcetto aus Dogliani herstellen, würde man ihnen Unrecht tun, wenn man sie auf auf diesen, vor allem von den Einheimischen geschätzten Alltagswein reduzierte. Das Weingut war vor zwei Jahren in den Schlagzeilen, als es 1.5 Hektar Monvigliero kaufte, einer der besten Weinberge der Barolo-Zone. Man sprach von einem Kaufpreis von 3 Millionen Euro. Damit gehören den Poderi Luigi Einaudi zurzeit über 13 Hektaren feinster Barolo-Lagen, neben 150 Hektaren Land, davon 54 unter Dolcetto-Reben. 

Luigi Einaudi*, geboren 1874, gründete das Weingut kurz nach seinem Studium, 23-jährig, allerdings nicht auf dem Hügel südlich über Dogliani, wo es sich heute befindet, sondern in San Giacomo, nördlich von Dogliani. Ihm folgte sein Sohn Roberto, der zugleich in den USA im Edelstahlgeschäft Karriere und Furore machte. In den 1980er Jahren übernahm seine Tochter Paola das Weingut und brachte es mit gezielten Investitionen in Reben und Keller auf ein höheres Qualitätsniveau. Seit ihrem Tod 2010 werden die Poderi Einaudi von Paolas Sohn, Matteo Sardagna Einaudi, in der vierten Generation geleitet. Er hat eine Steiner-Schule besucht und Architektur studiert bevor er sich ab 1998 in das Weingut einarbeitete. Das Angebot umfasst 4 Barolos, Langhe Nebbiolo, Langhe Barbera, Moscato, Tocai Pinot Gris, zwei Mischsätze, zwei Dolcetto sowie einen Barolo Chinato und zwei Grappe. Insgesamt 350.000 Flaschen. Im eben fertiggestellten neuen Keller fallen 40 Betoneier mit imposanten Dimensionen ins Auge, deren Eigenschaften und Vorteile bei der Gärung und Lagerung genutzt werden. Unverändert werden auch Edelstahltanks, grosse Fuder und Barriques für den Ausbau der Weine eingesetzt.

*Luigi Einaudi war er Professor für Finanzwissenschaften in Turin, Lehrbeauftragter am Polytechnikum in Turin sowie der Wirtschaftsuniversität Luigi Bocconi in Mailand. Bis 1926 war er Redakteur bei La Stampa und dem Corriere della Sera sowie Korrespondent der britischen Wochenzeitschrift The Economist. 1935 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen. Seit 1947 war er gewähltes Mitglied der American Philosophical Society. Bereits 1918 hatte Einaudi unter dem Pseudonym Junius für ein föderales Europa plädiert. Als Gegner des Faschismus floh er im September 1943 über das Aostatal ins Wallis in die Schweiz. Er kehrte 1945 nach Italien zurück. Von 1946 bis 1948 war er Abgeordneter der verfassunggebenden Versammlung. Er war stellvertretender Ministerpräsident und Haushaltsminister im Kabinett De Gasperi IV. Am 11. Mai 1948 wurde er zum Staatspräsidenten gewählt. Seine Amtszeit endete am 11. Mai 1955; von diesem Tag bis zu seinem Tod war er Senator auf Lebenszeit. Der Verleger Giulio Einaudi ist ein Sohn, der Komponist und Pianist Ludovico Einaudi ist ein Enkel wie Matteo Sardagna.