Vita

Christian Wenger (Jahrgang 47) lebt in der Alta Langa im Piemont, wo er eigenen Wein anbaut und in Hamburg. Er schrieb viele Jahre über Wein für die Financial Times, Stern, Feinschmecker, Alles über Wein u.a. Parallel betrieb er das W+P Büro für Kommunikation, Hamburg, spezialisiert auf ganzheitliche Corporate Identity, Strategien, Konzepte, Projekte für Unternehmen, Medien und Märkte. U. a. für Schweizer Rück, Deutsche Börse, Fraunhofer Gesellschaft. Davor Studium der Germanistik und Soziologie, Redakteur bei DIE ZEIT und ZEITMagazin, Vorstandsassistent und Objektmanager bei Gruner+Jahr, Verlagsleiter und Geschäftsführer bei WIRTSCHAFTSWOCHE, Düssseldorf, MANAGER MAGAZIN und DER SPIEGEL, Hamburg.

Christian Wenger, Studies of Literature and Sociology, is Wine Writer for „Stern”, „Financial Times”, „Süddeutsche Zeitung”,”Der Feinschmecker” and „winedine.de” Member of FIJEV International Federation of Wine and Spirits Writers, Slow Food. Christian lives in Piemonte and Hamburg and loves Nebbiolo and all good sparklings.

WINEDINE

Christian Wenger über Weine, Weinproduzenten, Restaurants & Hotels und Kulinarisches

Marchesi Frescobaldi: Gekonnte Selbstdarstellung

Marchesi Frescobaldi:
Gekonnte Selbstdarstellung
Ein guter Teil des Weinbaus in der Toskana wird seit mehreren Jahrhunderten von adligen Familien geprägt, die neben Wein auf grossen Flächen auch Getreide, Oliven und andere Produkte anbauen. Allerdings sind nach dem Ende der Mezzadria, der sogenannten Halbpacht in 1962, von den einstigen Grossgrundbesitzern nur wenige übriggeblieben. Sie heissen Antinori, Frescobaldi, Gondi, Mazzei, Ricasoli. Heute haben in der Toskana drei private Weingüter die größten Weinflächen: Antinori unter dem Vorsitz von Albiera Antinori, der ältesten Tochter von Piero Antinori, besitzt 3.000 Hektar Weinberge; Die venezianische Gruppe Zonin unter der Leitung von Pietro Mattioli verfügt über 1700 Hektar und die Frescobaldis unter dem Vorsitz von Lamberto Frescobaldi besitzen 1572 Hektar, fast 100 mehr als im Vorjahr. In der Rangliste der größten Privatgüter verfügt nur ein weiteres Weingut über mehr als tausend Hektar: Banfi bei Montalcino, seit vielen Jahren im Besitz der italo-amerikanischen Familie Mariani, gebietet über 1027 Hektar. Die Hingabe an den Weinbau und die Landwirtschaft im Allgemeinen ist schon seit jeher charakteristisch für die Familie Frescobaldi, die seit dem frühen vierzehnten Jahrhundert in der Toskana Wein herstellt. Zu den Vorfahren der Familie Frescobaldi zählen Literaten, Forscher, Musiker, Bankiers, Bischöfe und Staatsmänner. Das Familienarchiv hütet zahlreiche antike Dokumente, worunter sich Handelsverträge mit vielen europäischen Höfen befinden, die bis auf das XIII. Jahrhundert zurückgehen. Im XV. und XVI. Jahrhundert belieferten sie den englischen Hof mit Wein, sowie viele andere europäische Länder, darunter auch den Vatikan. In der Weintradition werden sie allenfalls noch übertroffen von der Familie Carregia Malabaila in Canale im Piemont, die nachgewiesen seit 1362 Wein anbaut und deren Tochter Lucrezia derzeit das Weingut in der 65. Generation führt.

Heute stellen die Frescobaldis auf folgenden neun Weingütern höchst unterschiedliche Weine her: Castello Pomino (Pomino), Castello Nipozzano (Nipozzano), Tenuta Perano (Gaiole in Chianti), Tenuta Castiglioni (Montespertoli), Tenuta CastelGiocondo (Montalcino), Tenuta Ammiraglia (Magliano in Toscana), Remole (Sieci), Tenuta Calimaia (Montepulciano), und Gorgona (Insel gegenüber Livorno). Alle liegen in unterschiedlichen Zonen der Toskana, die sich für die Erzeugung von Spitzenweinen (DOC, DOCG und IGT) eignen, und die sich in Bezug auf Anbaubedingungen und Geschichte unterscheiden. Hinzu kommen die Weingüter Ornellaia und Masseto in Bolgheri, die Tenuta Luce in Montalcino sowie Attems im Collio (Friaul). Jedes Weingut wird selbstständig geführt und hat ein eigenes Team, das verantwortlich für Weinbau und Keller zeichnet. Ergänzt durch die beiden Ristorante Frescobaldi in Florenz und London. In den vergangenen Tagen hat sich Frescobaldi an einem weiteren Weingut in Oregon in den Vereinigten Staaten beteiligt: Domaine Roy & fils, im Willamette Valley.

Dieses Angebot an schönen und gepflegten Weingütern nutzt Frescobaldi inzwischen geschickt zur Selbstdarstellung und Imagepflege für Weinfreunde, Kunden, Gäste, Geschäftspartner und Journalisten. Eine mehrköpfige Kommunikationsabteilung im Hauptsitz in Sieci bei Pontassieve kümmert sich um die gesamte Hospitality. Auf vorherige Anmeldung können die Weingüter besucht, eine geführte Weintour gemacht und Weine degustiert werden.

Auf einigen Gütern können auch Übernachtungen gebucht werden – so hält die Tenuta CastelCiocondo, im Village Castel Giocondo neuerdings luxuriös-gepflegte Gästezimmer bereit, von denen aus sich die zum Teil immer noch wilde Landschaft im Südwesten von Montalcino und die nahegelegene Tenuta Luce erkunden lassen. Ein Wellnessbereich und eine Weinauswahl runden das Angebot ab. Ein ausgiebiges Frühstück steht in der Foresteria im Nebengebäude für die Gäste der Tenuta bereit, für einen Restaurantbesuch muss man sich allerdings ins wenige Kilometer entfernte Montalcino begeben. Die namengebende Burg Castelgiocondo steht oberhalb der Tenuta Luce, sie wurde um 1100 zur Verteidigung der von der Küste nach Siena führenden Straße errichtet. Die Tenuta di Castelgiocondo war eines der vier Weingüter, auf denen man 1800 erstmals begann, den Brunello di Montalcino zu erzeugen. Das Castello ist auch der Sitz des neugestalteten Projekts Artisti per Frescobaldi. Es knüpft an die lange Tradition des Mäzenatentums der Familie an, die im Laufe der Jahrhunderte viele berühmte Künstler unterstützt hat. Die Sammlung kann nach Vereinbarung über www.artistiperfrescobaldi.it besichtigt werden.

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AltaLanga – Der Schaumwein Metodo classico des Piemont

AltaLanga
Der Schaumwein Metodo classico des Piemont
Die 140 Weine der inzwischen 60 Alta Langa-Produzenten hinterliessen bei der Prima dell’Alta Langa 2023 in der Reggia di Venaria bei Turin trotz majestätischer Kulisse einen zwiespältigen Eindruck. Da waren zwar ein knappes Dutzend Weine, die zu überzeugen vermochten, bei vielen andern dominierte ein mehr oder weniger intensiver Bitterton im Abgang, der auf Verarbeitungsfehler hindeutete, auf Trockenstress der Trauben oder eine Mischung aus beiden. Oder die Weine waren rustikal, mit wenig Spannung und/oder belanglos. Das ist schade, weil gerade eine aufstrebende Marke wie Alta Langa muss darauf achten sollte, dass die Weine das Gebiet, die Seele des ganz speziellen und typischen Territorriums widerspiegeln und nicht versucht wird, gerade aktuelle Moden nachzuahmen oder zu kopieren.

Viele der 60 Produzenten, die Mitglied im Consorzium sind, präsentierten dieses Jahr zum ersten mal ihre Weine. Und weil Bollicine derzeit sehr im Trend sind, werden die Weinbauern, die ihre Rot- und Weissweinweinkollektionen auch um einen Sprudel erweitern möchten, immer zahlreicher. So werden im nächsten Jahr trotz derzeitigen Absatzschwierigkeiten weitere Produzenten ihre ersten Spumante nach traditioneller Art vorstellen. 

Die Veranstaltung im Mai 2023 verdeutlichte Aspekte und Probleme der Alta Langa-Produktion und warf einige Fragen und Thesen auf: 

1. Die Herstellung eines hochwertigen Alta Langa fällt auch keinem erfolgreichen Piemonteser (Rot)-Weinmacher einfach in den Schoss. 

Bevor Erstlinge und Fingerübungen der Öffentlichkeit präsentiert werden dürfen, könnte eine Degustationsrunde über eine Zulassung entscheiden.

2. Warum viele Erstlinge sich ausgerechnet an „Dosage Zéro“ oder „non dosé“ versuchen, ist schwer zu verstehen. Spätestens von der Champagne weiss man, dass dies die Königsdisziplin ist, bei der Traubenqualität und Verarbeitung hundertprozentig stimmen müssen.

3. Wenn eine Ernte so problematische Ergebnisse zeigt, verstärkt sich die Frage, warum nicht mit Reserveweinen aus andern Jahrgängen gearbeitet werden darf, wenn es der Produktqualität dienen würde. Evtl. neben dem Jahrgang als eine weitere Alta Langa-Kategorie.

4. Nebbiolo und andere nichtaromatische Weine aus der Zone haben in einem charakteristischen und typischen Alta Langa (Pinot noir und Chardonnay) nichts zu suchen. Die erlaubten 10% sollten gestrichen werden.

5. Der Name Alta Langa wird häufig von Konsumenten, welche die Langa mit ihren berühmten Rotweinen kennen und besuchen, missverstanden bzw. gleichgesetzt mit einem Gebiet das höher liegt als die Langa. Schwer zu vermitteln, dass Alta Langa sogar aus Alba, Grinzane Cavour, Calamandrana oder gar aus Ovada kommen dürfen.

6. Warum das zuständige Consorzium den Sitz ausserhalb der Alta Langa-Zone in Asti hat, ist ein weiterer Hinweis auf die verwirrende Nicht-Kongruenz von Markenname und geografischer Bezeichnung.

7. Das Consorzium muss entschieden dafür sorgen, dass Alta Langa in den Weinguides als eigene Kategorie aufgeführt werden.

Das Consorzium Alta Langa wurde 2001 von einer Reihe von Spumante-Produzenten gegründet. Vorher hatte man auf die gesetzliche italienische Bezeichnung Talento vertraut, die für flaschenvergorene Schaumweine aus DOC-Trauben (Pinot nero, Pinot blanc, Chardonnay) und mindestens 15 monatiger Lagerung auf der Hefe erfunden worden war. Dieser Name konnte sich jedoch nie durchsetzen.

Die Gründung wurde in in der Alta Langa, in Bossolasco, auf gut 800 Metern ü.M., vollzogen. Obwohl damals die geografische Alta Langa seit Jahren klar definiert war (39 Orte, alle definiert durch ihre Meereshöhe), okkupierte man diesen Namen für insgesamt 147 Orte, in denen Alta Langa hergestellt werden darf. Nur 38 Orte sind identisch mit der geografischen Alta Langa. Das erzeugt mehr Verwirrung als Klarheit. 

Kein guter Start für eine neue Marke. Darüberhinaus wollte man einem rigorosen Statut die die anderen Flaschengärer wie die Champagne, Franciacorta, Trento und andere rechts überholen und setzte u.a. die höchste Flaschen-Lagerzeit auf der Hefe durch, 30 Monate. Auch dürfen nur Weine aus einem Jahrgang, der stets genannt werden muss, abgefüllt werden. Dafür war man bei den vorgeschriebenen Rebsorten etwas grosszügiger: bis 10% dürfen andere im Piemont heimischen, nicht aromatischen Rebsorten zugemischt werden. Ganz beiläufig wird etwas weiter unten im Disziplinar auch die Verwendung älterer Weine und umgekehrt zugestanden. (Schleierhaft wie das bei bereits abgefüllten Flaschen technisch gehen soll ?), allerdings nur bis zu 15%. 

Alta Langa erhielt 2002 die DOC und in 2011 (u.a. für den damals aktuellen Jahrgang 2008) den Status DOCG. 

Im Mai 2023 vereinigte das Consorzium 55 Hersteller mit insgesamt 115 Etiketten. Das definierte Alta Langa-Produktionsgebiet umfasst 377 ha, auf dem vom Jahrgang 2022 gut 3 Millionen Flaschen erzeugt wurden, 67% mehr als in 2021. 90% der Flaschen gehen auf den inländischen Markt, 10% ins Ausland. Die Pläne des Consorziums sehen in den nächsten Jahren eine Ausweitung der Fläche um weitere 220 ha vor, das entspräche dann rechnerisch einer Produktion von insgesamt 4,75 Millionen Flaschen.

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Weissweine im Piemont: Timorasso

Weissweine im Piemont: Timorasso
Weinliebhaber kennen und schätzen das Piemont hauptsächlich für die Rotweine aus Barolo und Barbaresco. Es gibt zwar diverse Weissweine, die ein klassisches Piemonteser Menü bis zum Fleischgang begleiten können. Arneis, Favorita und Cortese (Gavi) sind zwar meistens trocken, bringen jedoch von Haus aus wenig Säure und Rasse mit. Auch der vor einigen Jahren wiederbelebte Nas-Cetta bringt nicht die gewünschte Rasse ins Glas, häufig tendiert er zu fülliger Süsse und hohen Alkoholwerten. Neben diesen authochtonen Reben wurden auch internationale Weissweinsorten angebaut: Chardonnay, Pinot blanc, Pinot grigio, Riesling, Sauvignon blanc. Daraus gibt es spannende Ergebnisse, allerdings zu höheren Preisen als die einheimischen Sorten: Z.B. die Chardonnay Gaja & ReyLidia von La Spinetta, oder Bussiador von Aldo Conterno. Einzig der Sauvignon blanc von Parusso, der als Langhe bianco etikettiert ist, liegt preislich mit den einheimischen Weissen vergleichbar.

Mitte März präsentierte das Consorzium Vini Colli Tortonesi unter dem Titel Derthona 2.0 die neuesten Weine aus der autochthonen Rebsorte Timorasso, die in den Hügeln und sechs Tälern südöstlich der Stadt Tortona wächst. Derthona ist der alte römische Name für Tortona. Das Gebiet misst etwa 50 km in nord-süd Richtung und knapp 25 km in west-östlicher und wird begrenzt von Ligurien, der Emilia Romagna und der Lombardei. Die Böden bestehen hauptsächlich aus Marne Sant˙Agatha Fossili wie die Hügel der Langhe: Sedimentgestein aus dem Oligozän und Miozän, das aus den Kollisionen der europäischen und afrikanischen Platten stammt, die beim Zurückweichen ein Substrat aus Ton, Kalkmergel, blauem Tonmergel und Schwefelgips abgelagert haben.Timorasso ist seit dem 15. Jahrhundert bekannt und wurde noch im 19. Jahrhundert im Gebiet von Novara bis Tortona sowie bis nach Voghera auf 51 Hektar angebaut, aber in der Folge zugunsten fruchtbarerer Sorten aufgegeben. 1980 wurden gerade noch 2 ha registriert. 1987 wurde Timorasso vom Winzer Walter Massa aus Monleale wiederbelebt. Seine Begeisterung für die Sorte steckte etliche Winzer an und lockte erfolgreiche Produzenten aus den Langhe an, die nach einem neuen, spannenderen Weisswein suchten.

53 der im Consorzium vereinigten 70 Timorasso-Produzenten stellten im März 2023 ihre neuen Weine vor. Weil das neue Disziplinar für die zukünftigen Namensregelungen noch in Rom der Genehmigung harrt, sind die Bezeichnungen der Weine vorläufig. Geplant sind unter der gemeinsamen DOC Colli Tortonesi drei Abstufungen der Sorte Timorasso: Piccolo Derthona, Derthona und Derthona Riserva. Die Erntemenge liegt bei maximal 75 quintali, bzw. Zentner pro Hektar bei einer Stockdichte von 4000 Pflanzen. Timorasso ist spätreifend, wuchsstark und von mässiger Ertragskraft. Charakteristisch für den Wein sind eine kräftige Säure und ein hoher Alkoholgehalt, der leicht bei 15.5 Volumenprozent liegen kann – auch schon mal bei gefühlten 16 oder mehr. In letzteren Fällen wird m.E. das Weinprofil überdeckt von einer Süsse, für die der hohe Alkoholgehalt verantwortlich ist, dafür hat Timorasso eine gute Altersfähigkeit.

In den 46 Gemeinden, welche die Colli Tortonesi ausmachen, stehen aktuell 1257 Hektar unter Wein, darunter 223 ha Timorasso oder rund 1 Mio Flaschen. Angestrebt werden 1250 ha und rund 3 Mio. Flaschen. Auch Barbera, Croatina, Cortese und Dolcetto werden in den Hügeln angebaut, nebst Kirschen und gelben Pfirsichen, deren eingemachte Früchte unter dem Namen Pesche di Volpedo eine Delikatesse sind. Auch für Trüffel hat die Gegend einen guten Ruf: Der jährliche Trüffelmarkt in San Sebastiano Curone ist so berühmt wie die Edelsalami Nobile, für die nur die feinsten Stücke der Schweine verwendet werden.

Das Engagement namhafter Barolo und Barbaresco-Produzenten für den Timorasso ist in mehrerlei Hinsicht positiv: Zum einen erfährt das bislang unbekannteste Weingebiet des Piemonts internationale Beachtung, zum andern wird der Timorasso als Teil des Angebots renommierter Produzenten aufgewertet. Im Laufe der letzten Jahre haben Borgogno, La Spinetta, Vietti, Vite Colte, Roagna, Voerzio Martini, und weitere, die noch nicht mit ihrem ersten Wein auf dem Markt sind, Anbauflächen oder bestehenden Rebberge erworben. Die Begeisterung für die Rebsorte geht sogar noch weiter: Unterhalb von Serravalle Langhe hat Ferdinando Principiano einen Weinberg auf 750 m. ü. M. angelegt, auf dem ausschliesslich Timorasso gedeiht. Weil die Traubensorte im Disziplinar der Langa nicht vorgesehen ist, nennt er ihn Langhe Bianco.

Leser aus Deutschland finden auf der Webseite Timorasso.de, betrieben von Dr. Conrad Mattern, derzeit 178 Timorassos zahlreicher Produzenten verschiedenster Jahrgänge. Mattern ist vor einigen Jahren dem Timorasso verfallen und dürfte inzwischen einer der besten Kenner und Botschafter sein. In diesem Jahr wurde Enrico Crippa, Chef des Drei-Sterne-Restaurants Duomo in Alba als Ambassadore des Timorasso ausgezeichnet.

Meine Bewertungen der Produzenten sind eingeflossen in meine jährlich aktualisierte Zusammmenstellung der Besten Produzenten, Piemont.

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Fragwürdiger Weinjournalismus

die allgemeine Wirtschaftslage und die elektronischen Medien haben den Printmedien zum Teil schwer zugesetzt: Anzeigenaufkommen rückläufig, Abonnenten und Kioskkäufer genauso. Ganze Publikationen sind bereits vom Markt verschwunden, andere haben offenkundige Schwierigkeiten. Stellen werden gestrichen, Produktionskosten und Honorare gekürzt. Krisen, man weiss das, sind auch immer eine Chance. Energien und Kreativität werden freigesetzt, neue Ideen und Konzepte entwickelt. Mitunter entstehen dabei aber merkwürdige, fragwürdige und dubiose Ergebnisse: Wenn ein redaktionell aufgemachter, mehrseitiger Bericht über eine Weinregion nur durch das mikroskopisch-kleine Wörtchen „Publireportage” als Anzeige zu erkennen ist – hat das mit Journalismus nur noch am Rande zu tun. Wenn Weinautoren mit bekannten Namen auch als „Präsident” und „Direktor” eines kommerziellen Leser-Weinclubs auf ganzseitigen Anzeigen Weine anpreisen, wenn eine Wochenzeitung ihren Lesern Weine andient, die von einer Experten-Jury selektioniert wurden, die es gar nicht gibt, wenn Einmann-Juries die Sieger ganzer Weingattungen festlegen und dekorieren – hat das mit transparentem Weinjournalismus nichts mehr zu tun. Wenn sich eine Weinjournalistin mit einer Genossenschaft zusammentut, die unter ihrem Namen eine ”Collection” in den Markt gibt, den die gleiche Journalistin jährlich auch in einem Weinführer beurteilt – hat das mit professionellem Weinjournalismus nichts mehr zu tun. Und wenn PR-Agenturen die Themen setzen, indem sie Weinjournalisten Reise, Flug und ein Honorar bezahlen, den Text dann in Medien platzieren (die ihn zum „Nulltarif” mit Handkuss nehmen) – hat das mit unabhängigem Weinjournalismus schon überhaupt nichts mehr zu tun.

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Schweizer Weine

Wer sich über Schweizer Weine einen Überblick verschaffen, wer die besten Produzenten aus allen Schweizer Weingebieten kennenlernen oder deren Weine degustieren wollte, hatte es nicht leicht: nur mit gezielten Fahrten in die Bündner Herrschaft, ins Wallis, in den Tessin, ins Waadtland, die Drei-Seen-Region, nach Genf oder in die Ostschweiz liess sich kennenlernen, was wirklich gut ist. Aus welchen Gründen auch immer schafften es die Schweizer Produzenten einfach nicht, gemeinsam an einem Ort zur gleichen Zeit aufzutreten.
Dank dem MDVS, dem „Mémoire des Vins Suisses”, 2002 gegründet von Schweizer Weinjournalisten, ist das anders geworden. Ende August präsentierten die 39 derzeitigen Mitglieder (in etwa identisch mit den Schweizer 3-Sterne Erzeugern auf dieser Webseite) zusammen mit Gleichgesinnten im Zürcher Kongresshaus ihre Weine. Insgesamt 124 Produzenten aus der ganzen Schweiz. Eine repräsentative, muntere und sehr gut besuchte Veranstaltung. Bravo.
Eine knappe Woche später die VINEA in Sierre. Gestartet 1993 als charmante Ausstellung des Walliser Weins auf der Hauptstrasse in Sierre, ist das selbsternannte „Kompetenzzentrum des Schweizer Weins” etwas vom Weg abgekommen: Jedenfalls fehlten erneut wichtige Walliser-Produzenten und Publikumsmagnete, dafür erschienen als „Gastregion” einige Produzenten  aus dem Tessin und aus Châteauneuf-du-Pape. Für den vollmundig angekündigten „Salon der Schweizer Weine” reicht das noch lange nicht und als repräsentative Jahresschau der Walliser Weine leider nicht mehr. Schade.

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Wie wie entsteht ein Kultwein?

nur wenige italienische Weine aus der südlichen Toskana erscheinen regelmässig in den Katalogen der internationalen Weinauktionshäuser und in den Listen der meistgefragten auf Auktionen gehandelten Weine. Meistens liegen schon die geforderten Mindestgebote in Preisbereichen, die den Rahmen eines Tischweins für ein schlichtes Essen deutlich sprengen. Die Erfolgsgeschichten von Ornellaia, Sassicaia, Tignanello, Solaia und vor allem Masseto sind Legende und haben weinbegeisterte Investoren auf den Plan gerufen, die das Kapitel der sogenannten Supertuscans gerne weiterschreiben würden.
Einer von ihnen ist Georg Weber, Betriebswirt, knappe 40 Jahre alt, Inhaber der vor allem im süddeutschen Raum bekannten, erfolgreichen Dehner-Gartencenter. Er ist seit Gründer und Besitzer von Monteverro in Capalbio in der südlichsten Maremma, näher bei Rom als bei Florenz. Er hatte präzise Vorstellungen von seinem Wein-Ziel, als er 2003 rund 60 Hektar Acker- und Weizenland kaufte. Und er hatte Geld.
Er engagierte den international wohl erfolgreichsten Weinflüsterer und -consultant Michel Rolland und holte sich die französischen Terroir-Spezialisten Claude und Lydia Bourguignon, welche die Eignung der roten, stark mineralhaltigen Böden auf 50-80 Metern ü. Meer für die französischen Rebsorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Petit-Verdot, Syrah und Chardonnay ausführlich analysierten. Er liess einen funktionalen, schmucklosen Keller bauen, in dem ausschliesslich mit Schwerkraft gearbeitet wird und keine qualitätsmindernden Pumpen erforderlich sind. Selbstredend, dass die Temperatur im Gärkeller bei Bedarf angehoben werden kann und dass die hereinkommenden Trauben in einem Kühltunnel auf wenige Grad gekühlt werden. Das gesamte Traubengut wird penibel von Hand sortiert, ein Kellermeister aus Frankreich mit einem qualifizierten Team garantiert die kongruente Umsetzung der ehrgeizigen Vorgaben im Sinne Michel Rollands: „Früher heilte und linderte die Önologie, heute beugt sie vor und sorgt für Qualität”. Einen, vorsichtig geschätzt, gut zweistelligen Millionenbetrag dürfte Weber bisher in die Anlage investiert haben, zuzüglich der laufenden Kosten und für intensive Arbeiten an Bekanntheitsgrad und Image. Kein anderes Weingut hat in den letzten Jahren so viele, durchwegs positive Artikel, in Weinfachzeitschriften unterbringen können. Die Bausteine für die Story sind gut und wurden gerne genommen: Junger Deutscher Investor fängt in der Maremma auf der grünen Wiese mit französischem Team bei Null an und will einen neuen Supertuscan produzieren…..
In hochwertig besetzten Degustationen erreichen die Weine von Monteverro, allen voran der gleichnamige Hauptwein, inzwischen regelmässig hohe Punktzahlen, ein funktionierender Vertrieb in Europa, USA und Asien ist aufgebaut und der mutig angesetzte Endverbraucherpreis hat sich auf über 100 Euro etabliert.
Jetzt wird es darauf ankommen, diese Flughöhe zu halten und ständig im Gespräch zu bleiben. Die dreissig Jahre Vorsprung von Masseto und Co. und die bis sechsfach höheren Preise pro Flasche lassen sich nicht in wenigen Jahren einholen.

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Die besten Schweizer Weine

degustieren, mit den Winzern persönlich diskutieren und mit anderen Weinfreunden fachsimpeln. Die Präsentationen der Vereinigung Mémoire des Vins Suisses (MDVS) bieten diese einzigartige Möglichkeit exklusiv zweimal im Jahr in abwechselnd in unterschiedlichen Städten der Schweiz. Im März 2018 war es wieder soweit: 56 Produzenten aus der gesamten Schweiz zeigten im Hôtel de Ville in Sierre, was sie können anhand von drei Jahrgängen ihres Mémoire-Weines. Von diesem Paradewein jedes MDVS-Mitglieds werden jährlich 60 Flaschen eingelagert und bei den regelmässig stattfindenden Schatzkammerpräsentationen ausgeschenkt. Der ursprüngliche Ansatz der vor 14 Jahren gegründeten Vereinigung, anhand von gereiften Weinen aufzuzeigen, welches Potential und was für eine Altersfähigkeit die Schweizer Spitzenweine haben, wurde in Sierre erneut vollauf bestätigt. Der Weg von dieser Erkenntnis auf die Weinkarten der Restaurants allerdings ist (noch) weit. Meistens findet sich nur ein Jahrgang, und wenn es zwei oder drei sind, werden sie ohne einen Preisunterschied angeboten. Ausnahmen von der Regel gibt es, zum Beispiel auf der Weinkarte im Restaurant Georges Wenger in Le Noirmont. Das Problem bei den Schweizer Weinen scheint mir zu sein, dass einige sehr gut reifen können – aber nicht zwingend müssen. Ein Qualitätsgewinn, wie bei einem anfänglich untrinkbar kantigen Barolo oder einem tanninmächtigen Bordeaux, ist mit einer längeren Lagerung nicht verbunden. Sonst würden diese Weine in einer Holzkiste und nicht in einem Karton ausgeliefert, der einem feuchten Keller nur wenige Monate gewachsen ist. Auch ist das Konzept des eingelagerten damaligen Paradeweins mittlerweile 14 Jahre alt. Rebberge und Sortimente der meisten Produzenten haben sich verändert. Neues, Interessantes ist dazugekommen. Die Frage ist auch, ob der eher rückwärtsgewandte Name „Mémoire” nicht in Richtung „Heute und Zukunft” erweitert werden könnte oder sollte: Als Synonym für die derzeit besten und interessantesten Schweizer Weinproduzenten aus allen Schweizer Weingegenden. Hier hat sich das MDVS eine einzigartige und äusserst verdienstvolle Plattform geschaffen. In der Begegnung untereinander, im offenen Austausch in drei Landessprachen liegt der besondere Reiz des MDVS und den Veranstaltungen. Das ist, bei der sonst sprichwörtlichen Schollenverwurzelung der Schweizer (Wein-)Bauern, grossartig und alles andere als selbstverständlich. Dass einige bekannte Namen*** noch fehlen, mag seinen Grund auch darin haben, dass es überall Verweigerer gibt, die es mit der Begründung von Groucho von den Marx-Brothers halten, der einst erklärte: „Ich will keinem Verein angehören, der mich als Mitglied aufnehmen würde”. Muss man akzeptieren, aber spätestens überprüfen, wenn das MDVS jedes Jahr Synonym, Siegel und Garant für die besten 50 oder 60 Schweizer Weinproduzenten wäre. Jedes Jahr die vollständige Spitze der Pyramide an der sich Weinfreunde, Händler, Importeure, Gastronomen und Weintrinker orientieren können. Einen noch nicht vollständigen Vorgeschmack gibt es auf der nächsten Veranstaltung des MDVS am Montag, 27. August 2018 im Schiffbau Zürich: https://www.swiss-wine-tasting.ch

*** zum Beispiel Gantenbein, Grünenberger, Sprecher von Berneck, Broger, Zanini, Monti, Histoire d’Enfer, Zuffrey (Nicolas), Novelle, Neyroud-Fonjallaz, Leyvraz, Massy.

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Konsequent, zäh, innovativ

Kalabrien, das Land an Italiens Stiefelspitze, zwischen Ionischem und Tyrrhenischen Meer, hiess bei den benachbarten Griechen „Enotria”, Land des Weines. Zwischen 250 und 300 eigenständige Traubensorten wuchsen dort. In der Folge liessen die Weine Kalabriens die Herzen der Weinfreunde nicht unbedingt höher schlagen: Alkoholreich, häufig brandig und oxidativ.
Das änderte sich, als die beiden Brüder Antonio und Nicodemo Librandi in Cirò Marina in den fünfziger Jahren den Weinbau des Familienweingutes in die Hand nahmen. Sie selektierten die besten Klone der autochthonen Sorten Gaglioppo und Greco Bianco und reduzierten in den siebziger Jahren drastisch den Hektarertrag der im Albarello-Verfahren gepflegten Reben. Das führte zu höherer Qualität, mehr Ausdruck und Charakter. In den achtziger Jahren erweiterten sie zwar unter dem Druck der Märkte die angebauten einheimischen Sorten auch um internationale Gewächse wie Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Chardonnay und Sauvignon blanc, haben aber gleichzeitig ein Faible für die alten und uralten einheimischen Sorten wie zum Beispiel Mantonico oder Magliocco, die neben 180 einheimischen Sorten in einem grossen Versuchsweingarten gepflegt werden.
Heute produziert Librandi in der vierten Generation auf 232 Hektaren jährlich über 2,5 Mio Flaschen Wein und 25.000 Flaschen Olivenöl. Diese werden in sechs unterschiedlich grossen Betrieben erzeugt und zu 55% im Inland abgesetzt. Bei den ausländischen Märkten domieren Deutschland, die Schweiz, Österreich, Frankreich, Luxemburg und Holland, gefolgt von weiteren 30 Märkten in der ganzen Welt.
Trotz dieser Menge ist Librandis Qualitätsanspruchi sehr hoch und wird auch von der Tochter und den drei Söhnen konsequent und zäh umgesetzt: Zahlreiche Höchstnoten, mehrfache 3 Gläser beim Gambero Rosso und Topnoten bei Galloni und Parker belegen, dass auch in Kalabrien Weine höchster Qualität entstehen können. Der Paradewein des Hauses, „Gravello” eine Cuvée aus dem autochthonen Gaglioppo (60%) und Cabernet Sauvignon feierte kürzlich seinen dreissigsten Geburtstag und unterstrich diesen hohen Anspruch in einer eindrucksvollen Vertikaldegustation.

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Präzise Expansion

Auch wenn die Poderi Luigi Einaudi der grösste Produzent in Privatbesitz sind, die „Dogliani”, den Dolcetto aus Dogliani herstellen, würde man ihnen Unrecht tun, wenn man sie auf auf diesen, vor allem von den Einheimischen geschätzten Alltagswein reduzierte. Das Weingut war vor zwei Jahren in den Schlagzeilen, als es 1.5 Hektar Monvigliero kaufte, einer der besten Weinberge der Barolo-Zone. Man sprach von einem Kaufpreis von 3 Millionen Euro. Damit gehören den Poderi Luigi Einaudi zurzeit über 13 Hektaren feinster Barolo-Lagen, neben 150 Hektaren Land, davon 54 unter Dolcetto-Reben. 

Luigi Einaudi*, geboren 1874, gründete das Weingut kurz nach seinem Studium, 23-jährig, allerdings nicht auf dem Hügel südlich über Dogliani, wo es sich heute befindet, sondern in San Giacomo, nördlich von Dogliani. Ihm folgte sein Sohn Roberto, der zugleich in den USA im Edelstahlgeschäft Karriere und Furore machte. In den 1980er Jahren übernahm seine Tochter Paola das Weingut und brachte es mit gezielten Investitionen in Reben und Keller auf ein höheres Qualitätsniveau. Seit ihrem Tod 2010 werden die Poderi Einaudi von Paolas Sohn, Matteo Sardagna Einaudi, in der vierten Generation geleitet. Er hat eine Steiner-Schule besucht und Architektur studiert bevor er sich ab 1998 in das Weingut einarbeitete. Das Angebot umfasst 4 Barolos, Langhe Nebbiolo, Langhe Barbera, Moscato, Tocai Pinot Gris, zwei Mischsätze, zwei Dolcetto sowie einen Barolo Chinato und zwei Grappe. Insgesamt 350.000 Flaschen. Im eben fertiggestellten neuen Keller fallen 40 Betoneier mit imposanten Dimensionen ins Auge, deren Eigenschaften und Vorteile bei der Gärung und Lagerung genutzt werden. Unverändert werden auch Edelstahltanks, grosse Fuder und Barriques für den Ausbau der Weine eingesetzt.

*Luigi Einaudi war er Professor für Finanzwissenschaften in Turin, Lehrbeauftragter am Polytechnikum in Turin sowie der Wirtschaftsuniversität Luigi Bocconi in Mailand. Bis 1926 war er Redakteur bei La Stampa und dem Corriere della Sera sowie Korrespondent der britischen Wochenzeitschrift The Economist. 1935 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen. Seit 1947 war er gewähltes Mitglied der American Philosophical Society. Bereits 1918 hatte Einaudi unter dem Pseudonym Junius für ein föderales Europa plädiert. Als Gegner des Faschismus floh er im September 1943 über das Aostatal ins Wallis in die Schweiz. Er kehrte 1945 nach Italien zurück. Von 1946 bis 1948 war er Abgeordneter der verfassunggebenden Versammlung. Er war stellvertretender Ministerpräsident und Haushaltsminister im Kabinett De Gasperi IV. Am 11. Mai 1948 wurde er zum Staatspräsidenten gewählt. Seine Amtszeit endete am 11. Mai 1955; von diesem Tag bis zu seinem Tod war er Senator auf Lebenszeit. Der Verleger Giulio Einaudi ist ein Sohn, der Komponist und Pianist Ludovico Einaudi ist ein Enkel wie Matteo Sardagna.

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Die Kraft der Tradition

Auch in Italien sind es nur wenige Familien, deren Stammbaum lückenlos bis ins Mittelalter dokumentiert ist. Die Principe Corsini aus Florenz gehören dazu. Bereits 1363 kaufte die Familie 18 Kilometer ausserhalb von Florenz die Tenuta Le Corti und produzierte als heute ältestes Gut in der Toskana Wein und Olivenöl. Zahlreiche Mitglieder der Corsinis dienten dem Staat in verantwortlichen Positionen, waren Bischöfe, einmal Papst und erfolgreich im Handel mit Wein, Olivenöl, Seide, Getreide und Fisch.

Duccio Corsini (56) bwohnt mit seiner Familie die Villa Le Corti mit einem Grundbesitz von 250 Hektaren, davon 49 für die Weinproduktion und 65 für Olivenöl. Die Villa, an der Strasse Florenz-Siena, Ausfahrt San Casciano, inkl. einer Führung durch das Weingut kann nach Voranmeldung besichtigt werden. Sie entstand 1604 aus der Tenuta.  Imposant das Corsini-Archiv mit Dokumenten aus den ersten Jahren der Familie in Florenz. Eine Osteria auf dem Gelände bietet abends und am Wochenende auch mittags typische Gerichte der Gegend. Es gibt zwei komfortable Ferienappartements mit Pool, ebenso Kochkurse und einen Shop mit den Weinen und Olivenöl aus der eigenen Produktion.

Neben der Villa Le Corti gibt es in mitten Florenz den Palazzo Corsini mit einem riesigen, in französischer Art gestalteten Garten. Hier wohnt der Principe Fürst von Sismano und Herzog von Casigliano FilippoIX (84), der Vater von Duccio. Das zweite Weingut liegt in der Maremma, wo die Corsinis, lange vor dem Maremma-Trend, 1759 die Tenuta Marsiliana im Hinterland von Manciano erworben hatten. Hier entstehen die Weine „Marsiliana” (€ 27.50), „Birillo”(€ 13.00) und „Vermentino” (€9.95). Beide Rotweine basieren auf Cabernet Sauvignon-, Petit Verdot und Merlot-Trauben, die in der Maremma deutlich bessere Ergebnisse bringen als der Sangiovese. Das Castello Marsiliana wird geführt von Elena Sabina, Duccios Schwester. Unter den Weinen der Villa Le Corti wird schon der Basiswein, der Chianti Classico „Le Corti”(€ 15.50) von der internationalen Weinkritik stets sehr gut bewertet. Die Riserva des Chianti Classico ist der „Cortevecchia” (€ 21.50) und viele Jahre an der Spitze der Pyramide der „Don Tommaso” (€ 30.00). Bis vor fünf Jahren der „Zac” (€ 50.00) auf den Markt kam, ein reinsortiger San Giovese von ausgesuchtem, erstklassigen Terroir, der von seiner Herkunft her ein Chianti Classico sein könnte, aber es nicht sein will, weil er, inzwischen zwar auch eine „Gran Selezione” wie der „Don Tommaso”, höhere Ambitionen hat, die er ohne Zweifel auch erfüllt. Die Weine „Fico”(€115) und „Per Filo” (€50) entstanden 2015 und 2017 nach den Ideen des tödlich verunglückten Sohnes Filippo. Beide reinsortige San Giovese, biodynamisch in sehr kleinen Mengen erzeugt. Ein Rosé-Spumante, ein Rosé aus Sangiovese und ein Vin Santo runden das Angebot ab. Der Beginn für den qualitativen Aufstieg der Corsini-Weinproduktion entstand 1992 im Zusammentreffen von Duccio Corsini mit Carlo Ferrini, einem beratenden Weinmacher und Sangiovese-Spezialisten. Zusammen stellten sie Weinberge und die Arbeiten im Keller um und folgten modernen, zukunftsversprechenden Vorstellungen. *Preise Weinshop Villa Corti

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